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Rede des Bischofs zum Spatenstich

Rede des Bischofs zum Spatenstich

  • 26.11.2018

Mor Dionysios Isa GÜRBÜZ

Rede des Bischofs zum Spatenstich 25.11.2018

Liebe Brüder und Schwestern in Jesus Christus, sehr geehrte Gäste!

Der heutige Tag ist ein besonderer für die Syrisch-orth. Kirche in Österreich, in der schönen Stadt Wien, auf dem wunderschönen Leopoldauer Platz.

Der heutige besondere Anlass ist der Spatenstich der ersten Syrisch-orth. Kirche, die in Österreich gebaut wird.

Jesus Christus ist in einen kleinen Stall in Betlehem geboren, lag auf dem Stroh in der Krippe.

Obwohl er so klein und hilflos war, fürchtete König Herodes ihn und befahl ihn, umzubringen.

Warum, weil Jesus war gekommen, um die Ungerechtigkeiten zu besiegen und neue Strukturen zu schaffen, neue Weichen aufzustellen, die auf Wahrheit und Gerechtigkeit gerichtet waren.

Diese Wahrheit und Gerechtigkeit ist seine Hl. Kirche.

Der ungerechte Herrscher war nur kurze Zeit an der Macht, Jesus Christus jedoch lebt bis in Ewigkeit.

Obwohl die erste Hl. Kirche wie die Krippe klein war und aus gehorsamen Menschen bestand, fürchteten sie viele Herrscher und verfolgten sie die Apostel, die Vertreter der Kirche; Verhafteten sie und ließen sie umbringen, da die kirchliche Lehre in diesen Herrschern Unruhe erzeugte.

Trotz der Verfolgung der Kirche von Beginn an, konnte diese nicht besiegt werden. Die Herrscher sind vergänglich und in Vergessenheit geraten, die Kirche jedoch bleibt bestehen bis in Ewigkeit.

Jesus hat versprochen: “Hab keine Angst, ich bin bei dir und keiner kann dich zerstören.”

Weiters sagte Jesus folgendes zu Simon Petrus: “Du bist der Fels und auf diesem Fels werde ich meine Kirche bauen”. Jesus hat seine Kirche auf die Wahrheit gebaut, die Wahrheit, dass er Gott ist und die Kirche in diesem Sinne auf diesen Glauben und Vertrauen in ihm gebaut hat. Denn er verkündete: “Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben” (Johannes 14,5)

Wie der Fels, der stabil und unerschütterlich ist, so ist die Kirche Jesu stabil und unerschütterlich. Petrus ist in seinem Glauben an Jesus zum Fels geworden, denn er hat an seine Gottheit geglaubt.

Die Zeiten ändern sich, die Länder ändern sich, die Herrscher kommen und gehen und alles, was auf der Welt ist, kann sich ändern, aber eines ändert sich nicht, die Kirche, die auf die Lehre von Jesus Christus gebaut ist und in Ewigkeit Bestand haben wird. Von Osten bis zum Westen, auf der ganzen Welt hat die Kirche einen einzigen Glauben, das ist der Glaube, den Jesus an seine Jünger weitergegeben hat. Wie Apostel Paulus in einem seiner Briefe geschrieben hat, ist die Kirche eine Säule der Wahrheit und wer in diese Kirche hineinkommt wird gerettet.

Er wird dort nur Heiligkeit und Gutes finden, da die Lehre Jesu eine große Kraft für uns alle bedeutet. Die Kirche und ihre Lehre leiten uns zu guten Taten, zu liebevollem Handeln und stärken uns in Gottes Liebe. Deshalb können gute Gläubige auch nur Gutes von sich geben.

Jeder Mensch, der tatsächlich an Jesus glaubt, von seiner Gottheit und seinen Lehren überzeugt ist und diese befolgt, ist eine lebendige Kirche. So ist jede christliche Familie eine kleine Kirche in Jesus.

Am heutigen Tag haben sich diese kleinen Kirchen zusammengetan, um eine größere zu bauen. Diese Gläubigen möchten auf diesem Platz eine Kirche bauen, in ihr gemeinsam beten, um ihr religiöses und weltliches Leben besser zu gestalten.

Wir Syrisch-orthodoxe Christen kommen aus Mesopotamien, wir sind Mitglieder einer Kirche, die als Erste an Jesus Christus in Antiochien geglaubt hat. Die Angehörigen der Syrisch-orth. Kirche wurden immer wieder verfolgt, massakriert und umgebracht, insbesonders durch den Islam. Dennoch haben sie ihren Glauben nicht aufgegeben. Als eine große Kirche wurden sie zwar zerstört, aber – wie ich erwähnt habe – sind diese als kleine Kirchen in ihrem Glauben gestärkt worden. Sie haben ihr Leben geopfert, aber nicht ihren Glauben. Aufgrund dieser Verfolgung und Vertreibung konnten diese Christen in ihrer Heimat nicht mehr bleiben. Sie haben unfreiwillig ihre Kirchen, ihre Häuser, ihre Dorfer verlassen und ihre Hoffnung in neuen Ländern gesucht. So mussten tausende Kirchen und Klöster in der Heimat Tur Abdin aufgegeben werden. Die syrisch-orth. Christen sind mit neuer Hoffnung in die europäischen Länder, nach Amerika, Australien und Kanada geflüchtet. In diesen Ländern haben sich diese Menschen wieder zusammengefunden, weil jeder von ihnen eine Kirche war und eine Kirche geblieben ist. Diese Tatsache hat uns heute hier versammelt.

Warum wollen wir in der heutigen Zeit noch eine Kirche bauen?

In der Gegenwart ist der Glaube geschwächt, viele Menschen haben aufgehört, in die Kirche zu gehen. Sie haben die wertvollen Schätze des Christseins aufgegeben. Dieser Umstand führte dazu, dass viele Kirche ihre Tore schließen mussten. Auf der anderen Seite beobachten wir jedoch, dass sich die Anzahl der Moscheen in Europa vervielfacht. Was dort über die Andersgläubigen gelehrt wird, ist uns allen bekannt. Das Evangelium lehrt uns jedoch, dass wir unseren Glauben und unsere Hoffnung nicht aufgeben sollen. Mit dem Bau dieser Kirche möchten wir zeigen, dass das Christentum noch lebendig ist und Jesus noch immer gegenwärtig ist. Wir wollen hier nicht eine Kirche aus Steine bauen, sondern eine Kirche aus christlichen Seelen, die ihr christliches Leben unter dem Dach der Kirche besser gestalten können.

Wir wollen die christliche Lehre in den Herzen der Menschen implantieren. Mit dem Bau dieser Kirche wollen wir Hoffnung allen Christen geben, damit sie ihre Kirchen nicht verlassen.

Der Bau einer Kirche stärkt uns alle im Glauben!

Als wir hier eine Kirche bauen wollten, haben wir v. a. Verversucht, die Herzen unserer Nachbarn und die unserer benachbarten kath. Schwesterkirche zu gewinnen. Bevor wir mit der Planung unseres Bauprojekts begonnen haben, haben wir diese Nachbarn besucht und sie über unser Bauvorinformiert haben. Wir wollten keine konkurrierende Kirche bauen, sondern eine Kirche, die an der Seite der anderen steht, damit wir alle wie eine christliche Familie in Frieden zusammen leben. Die Kultur, die Tradition und die Sprache unterscheiden sich, die Kirche jedoch ist eine.

Neben einer kath. Kirche bauen wir eine der ältesten Kirche, die Syrisch-orth. Kirche von Antiochien. Aus beiden Kirchen werden immer Gebete des Friedens, für das schöne Land Österreich, für die Stadt Wien und für den Bezirk Leopoldau in den Himmel steigen. Wir werden in der aramäischen Sprache, der Muttersprache Jesu unsere Gebete halten, die Nachbarkirche auf deutsch. Da die deutsche Grammatik schwierig ist – denke ich – werden aramäischen Gebete schneller ankommen. So geht unser Segen an die Nachbarkirche und deren Segen an uns. Wir wollen uns gegenseitig respektieren und gemeinsam in Frieden leben.

Der Vordere Orient ist zum Gebetsteppich des Islam geworden, unsere Kirchen und Klöster dort zerstört und die Christen aus ihren Ländern vertrieben.

Somit möchten wir mit dem Bau dieser Kirche ein Zeichen dafür setzen, damit auch Europa nicht zum Gebetsteppich des Islam wird. Wir wollen, dass die christlichen Wurzeln hier tiefer gehen und zeigen, dass Christentum in diesen Ländern noch immer lebendig ist. Obwohl wir aus anderen Ländern stammen, lieben wir unsere neuen Heimatländer nicht weniger als die Europäer. Wir wollen, dass die christliche Lehre und Kultur in diesen Ländern bewahrt bleibt.

Wir bedanken uns bei den Schwesterkirchen, bei Kardinal Schönborn, der alle Christen und unsere Syrisch-orth. Kirche unterstützt. Unser Dank geht auch an den Bezirksvorsteher, die Bezirkspolitiker, bei der Gemeinde Wien sowie bei der österreichischen Regierung, an alle die uns bei der Realisierung unseres Bauprojekts unterstützt haben.

Wir sind überzeugt, dass ein harmonisches Zusammenleben auch die Integration fördert. Die österreichische Kultur ist nicht fremd für uns, weil sie eine christliche Kultur ist.

Wir bedanken uns bei allen Gästen, die an dem heutigen besonderen Anlass teilnehmen.

Gott segne euch.

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